Essenz der Götter II by Martina Riemer

Essenz der Götter II by Martina Riemer

Autor:Martina Riemer
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-11-07T00:00:00+00:00


11. Kapitel

Haistos

Immer wieder schlägt er mit dem Hammer auf das rot glühende Schwert, das er auf dem Amboss hält, ohne wirklich wahrzunehmen, was seine Hände tun. In Gedanken ist er ganz woanders, obwohl Waffen oder Rüstungen zu bearbeiten seine dankenswerte Gabe ist und normalerweise seinen Geist zum Ruhen bringt. Aber die Ereignisse der letzten Wochen gehen nicht einmal an ihm spurlos vorüber. Zuerst der Angriff der Kreaturen des Tartaros auf ihre Heimat, der Rausschmiss von Loreen, wobei er die ganze Zeit dagegen war, und schließlich das Verschwinden von Slash und später auch von den anderen, von … von seiner Pure.

Auch wenn er nicht ihr leiblicher Vater ist, fühlt er sich bereits lange so, obwohl sie es offenkundig nicht tut. Was kein Wunder ist – er weiß selbst, dass er ein ruppiger, alter Mann ist, auch wenn er durch das göttliche Blut noch wie 46 aussieht – aber die Jahre haben sich in seine Seele gefressen wie sonst die Falten in die Gesichter der Menschen. Und wenn er einmal redet und etwas erzählt, was er nur selten tut, klingt er immer harsch mit seiner tiefen Stimme, auch wenn er es nicht vorhat.

Nun ist Pure verschwunden, und er tröstet jeden Tag seine Frau Semra, erzählt ihr, dass Pure weiß, was sie tut, obwohl er sich selbst ständig Sorgen macht. Zwar hat sie einen Brief hinterlassen, in dem sie erklärt, dass sie die Wahrheit finden muss, dennoch denkt er grimmig an die geschriebenen Zeilen zurück.

Nach weiteren gedankenverlorenen Minuten, in denen er das Schwert zu fest und zu hart bearbeitet, wodurch seine Handgelenke schmerzen, steckt er es in einen Eimer Wasser, um es abzukühlen. Als er nach einem Schild greifen will, dass er für Anema reparieren soll, hört er hallende Laufschritte auf sich zukommen und zwei Sekunden später schlittert sein Lehrling Tossi in die Schmiede. Er ist sonst ein besonnener, junger Mann, aber jetzt sind seine obsidianschwarzen Augen weit aufgerissen und eine Schramme zieht sich über seine rechte Wange.

Sofort lässt Haistos alles fallen, schnappt sich stattdessen zwei Messer, die er an seinen Halftern befestigt, einen Schild sowie ein langes Schwert. »Sprich, Junge«, fordert er ihn mit grollender Stimme auf und reicht Tossi gleichzeitig ein weiteres Schwert, das dieser geschickt auffängt.

Mit fiebrig glänzenden Augen betrachtet Tossi das Schwert und umfasst es dann, wie er es im Training für den Kampf geübt hat. »Wir werden angegriffen!«, stößt er endlich heraus, was Haistos schon geahnt hat.

Nicht schon wieder! Was ist bloß los?

Doch dann dringen bereits die ersten Schreie und Kampfgeräusche an sein Ohr und er läuft gemeinsam mit seinem Lehrling nach draußen. Erleichtert stellt er fest, dass sie dieses Mal Glück im Unglück haben: Die Kinder hatten gerade Unterricht in der Bibliothek. Alles, was sie nun tun müssen, ist, in das Nebengebäude, in das Ratshaus zu laufen, um in den dort befindlichen, sicheren Keller zu gelangen.

Gerade sieht er, wie das letzte Kind hineingeschoben wird, und Pios hinter sich die Tür verriegelt, nachdem er ebenfalls hineingeschlüpft ist. Der Heiler zieht niemals in den Kampf. Dafür sind er und seine Heilkraft zu wertvoll und außerdem brauchen die Kinder seine Essenz.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.